Zum Glück kann ich nähen. Klingt das
arrogant? Eigentlich meine ich es eher erleichtert. Quasi als Seufzer.
Etwa: „Puh... *seufz*ein Glück, dass ich nähen kann... Ich
wüsste sonst wirklich nicht wie dem Nachwuchs die Klamotten
passen...“ Klingt das besser? Unser Nachwuchs ist wie jeder Mensch
ein wertvolles Unikat. Und wie das bei Unikaten so ist, passen sie
meist in keine Schablone oder Form oder Norm oder wie man es nennen
mag. Bei uns sieht es so aus: Der Nachwuchs hat die schmale Gestalt
von Papa und die langen Beine von Mama geerbt. Das klingt erst einmal
gut. Kann aber echt zum Problem werden. H&M schneidert z.B. sehr schmal mit langem Arm. Die gute
Nachricht ist: Unser Kind passt gut hinein und kann die Kleidung
lange tragen. Die schlechte Nachricht ist: nicht allen Kindern geht
das so. Außerdem lassen sich diese engen Pullover sehr schlecht
alleine an und ausziehen, weil man mit dem Ellenbogen nicht „um die
Kurve“ kommt.
Nun ist es mal wieder soweit: der
Nachwuchs macht einen Schub und *zack* sind die Ärmel und Beine zu
kurz, aber in der Breite ist noch Platz. Aber der Schub in die Länge
hat auch noch andere Probleme: rutschende Hosen (trotz verstellbarem Gummiband) und: das Schuhe anziehen. So weiß der
Nachwuchs momentan nicht so recht wie er das Schuhe Anziehen anstellen soll. Ständig
ist das Knie im Weg und stößt ins Gesicht oder an die Schulter.
Wenn man das Knie weiter zur Seite dreht (quasi wie im
Schneidersitz), ist der Fuß aber so verdreht, dass man den Schuh
auch drehen müsste, um ihn anzuziehen. Und so sind die kleinen
Wutanfälle im Alltag vorprogrammiert. Bei jedem Schuh-Wechsel. Hinzu
kommt, dass neben den Beinen auch die Füße gewachsen sind und die
gliebten Flummy-Lederpuschen zu klein geworden sind. Bei uns im Laden
kosten die Schuhe 35€. Ein, wie ich finde, gerechtfertigter Preis
für echtes Leder und einen so schönen und angenehm zu tragenden
Schuh. Aber leider macht es wie bei allem eben die Summe der Dinge,
die neu besorgt werden müssen. Als ich so mit meiner Schwägerin und
meiner Schwiegermutter darüber sprach, erzählten sie, dass sie die
Puschen von Klimperklein nähen und die sich wunderbar tragen. Nach
ein wenig Recherche und Hin- und Her-Gerechne, stellte ich fest, dass
es sich tatsächlich schon nach dem zweiten Paar rechnet. Wenn man
Leder (Sohle, Schuh, Applikation), Schnitt, Garn, Nadeln und Porto
für alles zusammen nimmt, ist es wirklich günstiger. Das liegt aber
sicherlich auch daran, dass ich keinen Arbeitslohn berechne. Trotzdem
begann es mir immer mehr in den Fingern zu jucken, je länger ich
darüber nach dachte. Im Endeffekt hat meine Schwägerin mir die Entscheidung abgenommen. Sie hat mir Leder geschickt. Da konnte
ich mich wohl schlecht rauswinden ;-)
Als das Päckchen kam, habe ich mich
noch am selben Abend hingesetzt, um das Leder zu zu schneiden. Dass ich die
Puschen dann fertig nähe, war eigentlich klar. Aber es hat sooo
einen Spaß gemacht und ich wollte am Morgen die Augen vom Nachwuchs
sehen, wenn er die Puschen sieht.
Damit der Übergang zu den neue Puschen
leichter fällt (der Nachwuchs versteht nicht, dass er plötzlich
manche Kleidung nicht mehr tragen „darf“, obwohl er sie mag. Aber
zu klein ist eben zu klein :-) ), habe ich sie ebenfalls in grün
genäht und noch eine Käferchenborte rangesetzt (um die ebenfalls
geliebten, aber zu kleinen Käfer-Lauf-Socken zu ersetzen). Manchmal
hat Mama die besten Ideen. Will sagen: die grünen Käfer-Puschen
kamen super an und wurden mit „da sind Käfer
drauf!“-Freudenschreien begrüßt.
Zum Glück kann ich nähen!
Ein besonderes Dankeschön gilt an
dieser Stelle meiner Schwägerin und Schwiegermutter für das zur
Verfügung gestellte Material. Ich verstehe nun, dass man vom Nähen
dieser Schühchen süchtig werden kann ;-)