Mittwoch, 18. Dezember 2013

Alle Jahre wieder - Eine Weihnachtskolumne

Weihnachten ist das Fest der Liebe und besinnlichen Stunden. Und doch erwischt uns das Fest der Feste jedes Jahr kalt von hinten. In nur vier Wochen müssen Plätzchen gebacken, Geschenke gekauft, der Weihnachtsmarkt besucht, Adventsfeiern absolviert, ein Gegenstand für Schrottwichteln gefunden, Weihnachtsessen geplant und der Ort für die Familienzuammenkunft ausgemacht werden. Dabei stellen sich jedes Mal die gleichen Fragen: Muss Uwe mit 16 Jahren noch ein Gedicht aufsagen, um die Geschenke zu bekommen? Was wird gegessen? Katharina isst vegetarische Gans dazu Rotkohl, Gerd verträgt kein Rotkohl und nimmt dafür aber Hähnchen. Die Kinder sind für Raclette, aber Großtante Erna nimmt lieber Käse pur - als Käsefondue. Dazu opfert der Cousin dritten Grades seinen Jahrgangsbesten Wein, nur Opa muss man im Blick behalten, auch wenn er "problemlos" fünf Gläser Wein verträgt.  Sollen dieses Jahr wieder Weihnachtslieder gesungen werden, obwohl sich die Nachbarn beschwert haben (Die wissen einfach nicht was gut ist!)? Begleitet Tante Hedwig wieder auf der Blockflöte? ("Ich habe dieses Jahr extra im November angefangen zu üben.") Oder doch lieber Großonkel Ernst auf der Trompete ("Ich kann aber nur die zweite Stimme"). Erst die Bescherung und dann das Essen? Oder erst am 1. Weihnachtsfeiertag auspacken? Feiern wir bei Mama und Papa, oder jeder getrennt? Wie ernst sollte man den Vorsatz "Dies Jahr schenken wir uns aber Nichts" tatsächlich nehmen und vor allem wie packt man dieses "Nichts" ein? Packt man die Kassenbons lieber gleich zum Geschenk dazu, nur für den Fall? Wer schläft wo und mit wem in welchem Zimmer? ("Ich schlaf nicht bei Bernd, der schnarcht immer so"; Emilia kann nur alleine im Zimmer schlafen - sie wird wach, wenn noch jemand im Zimmer ist").
Über all den Fragen darf man nicht vergessen: Weihnachten ist der Tag im Jahr, an dem am meisten gestritten wird. Die ganzjährig angestaute Spannung, das Fest der Besinnlichkeit perfekt zu gestalten, entlädt sich innerhalb von Minuten im Wohnzimmer von Mama und Papa. Katharina isst vegetarische Gans mit Rotkohl, was am Ende nichts anderes als Rotkohl pur ist, Gerd hält die Gans für ein mutiertes großes Huhn, Tante Erna macht es sich am Kindertisch bequem und füllt das Raclettepfännchen mit 7 Scheiben Käse ("Sonst kann man da ja nichts reindippen"). Opa schunkelt und summt mit dem Großcousin dritten Grades zweistimmig "Griechischer Wein". Tante Hedwig und Onkel Ernst spielen sich bereits für das weihnachtliche Familiensingen ein, denn nach dem Essen muss erst gesungen werden, bevor es an die Geschenke geht. 
Bei der Bescherung kommt es zum Showdown. Mama wusste nicht, dass Papa mit "Nichts" eine Goldkette mit Brillanten meinte, die Urenkel versuchen der Uroma die Kassenbons aus dem Kreuz zu leiern, denn GameBoys sind auch nicht das, was man unter einem neuen Computerspiel versteht. Uropa findet den Weihnachtsbaum, den Papa ausgesucht hat, asymmetrisch, denn in der Mitte fehlt ein Ast (Die Kinder haben den Baum in einem unbeobachteten Augenblick liebevoll "Nemo "getauft - mit dem Jahrgangsbesten versteht sich), außerdem hängen die Kugeln viel zu klumpig. Mama bekommt beim Zuhören verdächtig rote Flecken am Hals. Das hindert Großcousine Luise nicht, sich über die Lichterkette zu monieren ("Bei uns gab es immer echte Kerzen! Außerdem: warum ist da kein Lametta am Baum?"). 
Tante Hedwigs erste Stimme auf der Blockflöte ist viel zu leiste und so orientiert sich der Gesang an Onkel Ernsts zweiter Trompetenstimme. Uwe verhaspelt sich vor lauter Aufregung schon in der ersten Strophe von "Knecht Ruprecht" und zu allem Überfluss steht die Polizei wegen Lärmbelästigung vor der Tür. Über all das Gewirr und die ersten eingeschlafenen Kinder unterm Tannenbaum hinweg stimmt Oma "Stille Nacht, heilige Nacht" an, schließlich geht es um Besinnlichkeit. 
Am Ende wird klar: Weihnachten läuft so wie jedes Jahr ab. Aber man kann ganz beruhigt sein: in drei Tagen ist der Spuk vorbei. Und dann hat man ein ganzes Jahr Zeit, um das nächste Fest richtig zu planen und mal was neues auszuprobieren. Zum Beispiel sich Nichts zu schenken...




Ein kleiner Einblick in das Resultat meiner weihnachtlichen Keksbackaktionen.

 Ich wünsche all meinen Lesern ein fröhliches Weihnachtsfest!

Sonntag, 1. Dezember 2013

Weihnachtszeit

Endlich beginnt die Adventszeit. Das ganze Jahr über fiebere ich der Weihnachtszeit entgegen, sie ist meine fünfte Jahreszeit und verzaubert mich seit Kindertagen. Der Duft von frisch gebackenen Keksen und Räuchermännchen in der Luft, der Anblick der Weihnachtspyramide mit den Korändesängern und das Funkeln des Weihnachtssterns und der Kerzen und Lichter überall und nicht zu vergessen: das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach versetzen mich in einen Zustand des Glücks.
Aber ich habe auch die stressigen Zeiten der Weihnachtszeit kennen lernen dürfen: Konzerte mit der Musikschule, Konzerte mit der Schule, Kirchenchor, jede Menge Extraproben, Weihnachtsfeiern, Geschenke kaufen und mit dem Stress häufig verbunden: Krankheiten jeglicher Art.
Als Erwachsener habe ich lange gebraucht, um mich diesem Trubel zu entziehen und mehr auf meine Gesundheit und auf die nötige Erholung zu achten (Mein Studium hat mir auch Weihnachten kaum Zeit gelassen - ich habe manchmal auch Weihnachten an meinen Hausarbeiten schreiben müssen). Seit ich verheiratet bin, gelingt es mir aber zunehmend besser mich dem Stressstrudel zu entreißen und die Elternzeit hat mich letztlich gelehrt wie schön es sein kann in dieser kalten und dunklen Jahreszeit einfach mal in Ruhe auf dem Sofa zu sitzen und zu stricken oder mit Hingabe jede Menge Kekse zu backen. 
Heute bekommt ihr einen kleinen Einblick in ein kreatives Strickprojekt für meinen Nachwuchs. Es ist eine Norwegerweste nach eigener Anleitung und selbst zusammen gestelltem Muster aus verschiedenen Norweger-Anleitungen. Passend dazu gibts natürlich kleine Nikolausstiefelchen. Das perfekte Outfit für den Weihnachtsbesuch bei den Großeltern.