Es ist Sonntag. Der Tag
der Familie. Das bedeutet 7:30 aufstehen, dann mit Mann und Kind
kuscheln und bei einem ruhigen Frühstück den Tag beginnen, bevor es
in den Gottesdienst geht.
Aber nicht heute. Heute
meldet sich der Nachwuchs um 5:15. Alles kein Problem. Kind wickeln,
stillen und wieder ab ins Bett. Mama und Papa schlafen wieder ein.
Der Nachwuchs nicht. Also aufstehen. Um 5:45, denn der Nachwuchs
lässt sich auch nicht mit Spielzeug im Bett bestechen, noch eine
Weile ruhig zu sein. Aber es ist Sonntag und Papa hat Mama
versprochen, dass sie mal ausschlafen darf und er aufsteht. Und so
ist es. Papa steht auf. Mama dreht sich auf die andere Seite und
zieht die Decke über den Kopf, während Papa die Tür schließt.
Herrlich diese Ruhe! Um 7:30 ist es soweit. Herrlich duftender Toast
und dazu ein frisch zubereiteter Espresso empfangen Mama am
Küchentisch. Leider bleibt das einzig verlockende am Kaffee sein
Geruch, denn der Kaffee reicht gerade mal für eine halbe Tasse, die
eher an die Pfützen auf dem Hinterhof erinnert. Aber davon lassen
wir uns nicht den Tag verderben. Nicht heute, denn es ist Sonntag. Es
stört auch nicht, dass der Nachwuchs ausgerechnet heute parallel zum
elterlichen Frühstück sein morgendliches Gläschen verlangt und
dadurch den sonntäglichen Terminplan herausfordert. Mit einiger
Verzögerung ist es endlich geschafft. Man begibt sich auf den Weg
zum Gottesdienst. Für das Vormittagsschläfchen bleiben knapp 30
Minuten bis der Gottesdienst beginnt. Auch das kann man schaffen,
denn der Nachwuchs ist so hundemüde, dass die Augen schon im
Treppenhaus zu fallen- Aber nur, um draußen wieder geöffnet zu
werden, denn es gibt ja so viel zu sehen. 10 Minuten vor
Gottesdienstbeginn siegt der Schlaf über die Neugier. Leider nur von
kurzer Dauer. Das Klavierspiel im Gottesdienst stört die eben
erreichte Schlafphase empfindlich.
Nach dem Gottesdienst
begibt man sich zügig auf den Heimweg, denn das Kind muss ins Bett.
Schnell noch das Mittagsgläschen servieren, zustillen, Windel
wechseln und ins Bett. Endlich wieder im Zeitplan. Es bleiben zwei
bis drei Stunden Mittagsruhe, bis es bei schönstem Sonnenschein auf
einen Ausflug gehen soll.
Zu früh gefreut. Das
Mittag ist gerade beendet, da meldet sich der Nachwuchs. Anscheinend
empfindet er den Mittagsschlaf als nicht so wichtig wie Mama und
Papa. Was soll man machen? Das Kind wird aus dem Bett geholt und
gemeinsam mit Papa wird das Aquarium geputzt. Tagesaufgabe: Filter
reinigen. Gerade beugt sich Papa über das Waschbecken und den
entnommenen Filter als das Telefon klingelt. Mama erkennt: der Anruf
ist für Papa bestimmt und ruft. Papa rennt ans Telefon und Mama
erkennt bei dem Blick ins Waschbecken etwas buntes kleines zuckendes.
Ist das nicht? Ja, das ist Herr S. Der Schmetterlingsbuntbarsch. Im
Waschbecken. Aber wie zurück mit ihm ins Aquarium? Herr S. macht es
einem leicht. Er hüpft in den Stöpsel, von dem aus er problemlos in
den Kescher und anschließend zurück ins kühle Nass bugsiert werden
kann. Alles halb so wild. Als Papa vom Telefon zurück kommt dreht
Herr S. schon wieder seine Runden mit aufgestellten Flossen, um Frau
S. zu imponieren. Alles halb so wild, denn es ist Sonntag.
Als Nachmittagssnack
stehen selbstgebackene Waffeln auf dem Plan. Teig anrühren,
Waffeleisen einstecken, los geht’s. Die erste Waffel misslingt. Das
Eisen ist nicht heiß genug. Also Temperatur erhöhen. Waffel Nr. 2
klebt am Deckel. Das Eisen ist nun zu heiß und das Öl verbrennt zu
schnell. Beim vorsichtigen Ablösen zerfällt die Waffel in ihre
Einzelteile. Es folgen fünf weitere klägliche Versuche. Das
Ergebnis: keine einzige heile Waffel. Aber Bruchware kann man ja auch
naschen. Sie sieht nur eben nicht so hübsch aus. Eine halbe Stunde
später dann die Nachwirkungen: Bauchkneifen vom allerfeinsten.
Irgendetwas stimmte da nicht. Zum Glück ist der Nachwuchs für
Waffeln noch zu klein. Magenschmerzen beim Kind hätten gerade noch
gefehlt. Mittlerweile ist es viel zu spät für einen Sonntagsausflug
bei Sonnenschein. Beim Nachwuchs macht sich Unmut breit: Müdigkeit
ist doof. Aber ein Nachmittagsschläfchen noch mehr. Was bleibt?
Zusammen mit Mama und Papa vors Aquarium setzen und entspannen.
Fische und Schnecken zählen. Doch wo ist Herr S.? Der wird sich
verzogen haben, um sich von seinem Schreck zu erholen. So die
fachmännische Meinung von Papa. Er muss es wissen. Denn es sind
seine Fische. Nach dieser Verschnaufpause zurück auf die
Krabbeldecke und ein bisschen Toben und Auskitzeln mit Papa. Der
Sonntagabend verspricht Hoffnung. Nach einer Weile übernimmt Mama
die Kinderbetreung und Papa sucht auf Mamas Drängen hin Herrn S.,
denn von dem fehlt nach wie vor jede Spur. Papa streicht vorsichtig
durch die Pflanzen, dreht einzelne Wurzeln vorsichtig um, öffnet die
Steinhöhle. Aber von Herrn S. fehlt jede Spur. Mama hat so eine
Ahnung und Papa nimmt ein zweites Mal den Filter ab und heraus
trudelt ein lädierter und lebloser Herr S. Wieso schwimmt ein Fisch
zweimal in den Filter? Er muss wohl suizidale Gedanken gehabt haben.
Anders ist das nicht zu erklären. Zur Trauer bleibt in diesem Moment
keine Zeit, denn es ist 18:30: Schlafenszeit. Schlafanzug an und dann
ab ins Schlafzimmer zur letzten Mahlzeit, Gute-Nacht-Lied und
Abendgebet. Der Nachwuchs leistet keinen Widerstand und kuschelt sich
am Daumen lutschend an Mama an, während Papa das Abendgebet spricht.
Danach geht’s ab in den Schlafsack und ins Bettchen. Friedlich
kuschelt sich der ganze Stolz der Eltern ins Bettchen und schon bald
sind gleichmäßige Atemzüge zu vernehmen. Ein wunderschönes Bild.
Plötzlich durchzuckt es
Mama beim Anblick des selbst genähten Pyjamas des Nachwuchses: Zum
Glück ist der neue Schlafanzug schon seit drei Tagen fertig. Nicht
auszudenken, was passiert wäre, wenn Mama sich heute an die
Nähmaschine gesetzt hätte, um ihn zu beenden...
Und so sieht das gute
Stück aus:
Stoff: Nautistore
Anleitung / Schnitt: http://gewandet.blogspot.de/p/schlafi-guna.html